Hallo Andreas,
jetzt kann Dir niemand mehr etwas antun. Dein Leiden hat ein Ende. Ich stelle mir vor, wie Du im Himmel bist, und Du die schier unendlichen Möglichkeiten, die man dort bestimmt hat, langsam erfährst, vorsichtig erkundest und ausprobierst. Dein Leben war, wie die meisten Leben eher von Leid als von ungetrübter Heiterkeit geprägt. Aber vielleicht hat genau das Dich zu dem Menschen gemacht, der Du warst. Ich habe Dich als kritischen Beobachter der Menschheit gesehen, der seine Erkenntnisse und seine Kritik in kurzen einprägenden Sätzen formulieren konnte. Ich habe Dich als uneingeschränkten Tierfreund und Naturfreund sehr geschätzt.
Und Du warst Zeit deines Lebens ein kreativer Geist, der jederzeit in der Lage war über den gesellschaftlichen Tellerrand zu schauen.
Auch wenn Differenzen und manchmal unüberwindbare Gräben zwischen uns waren, und wir eigentlich Zeit unseres Lebens niemals zusammen gelebt bzw. gewohnt haben, hatte dein Erscheinen durchaus einen Einfluss auf mein Leben. Durch Dich habe ich viele von mir sehr geschätzte Menschen kennengelernt, wie Roland und Traudl, Siggi und weitere Personen, die zu deinem Freundeskreis zählten.
Deine gute Allgemeinbildung hat auch Einfluss auf mein Leben genommen. Ohne dein Erscheinen hätte ich nie die Freak Brothers von Gilbert Shelton kennengelernt. Ein Robert Crumb wäre mir bis heute nicht bekannt. Auch von Johnny Winter, Willy DeVille und anderen Blues-Musikern hätte ich ohne dein Erscheinen nie etwas erfahren.
Deine Weltanschauung und Gefühle konntest Du in mannigfaltiger Art zum Ausdruck bringen.
Freier Grafiker war deine Profession. Zudem konntest Du gut mit Worten umgehen. Auch musikalisch konntest Du Dich ausdrücken. Dein Song Vogelflug, den ich in dieser Seite verankert habe, hat mir übrigens sofort sehr gut gefallen, obwohl ich selber eine ganz andere Art habe, zu musizieren.
Wie auch ich, standest Du Dir leider öfter selber im Weg, und hast
häufig entscheidende Weggabelungen nicht als solche erkannt. Und wichtige Entscheidungen nicht getroffen.
Ich habe den Verdacht, dass Dir erst in der REHA nach deinem ersten Schlaganfall aufgegangen ist, mit wem Du seit Mitte/Ende der Siebziger dein Leben verbracht hast. Und der Schmerz dieser Erkenntnis hat Dich blind für eine vernünftige Entscheidung gemacht. Du hättest in keinem Fall nach Italien zurückkehren dürfen. Du hattest bereits über eine Trennung nachgedacht, und mit mir auch während der Fahrt nach Italien darüber gesprochen.
Ende
Oktober 2018 bist Du körperlich und seelisch schwer verletzt in eine
Schlacht gezogen, die Du nicht mehr gewinnen konntest. Und Du hast einen
sehr hohen Preis dafür gezahlt.
Rosi und ich hätten Dir gewünscht, dass Dir in deiner schwersten Zeit, eine zärtliche Hand, die über deinen Kopf oder deine Wange streichelt, Trost und Wärme spendet.
Wir hätten Dir gewünscht dass eine Person, mit einer Stimme, die wie Musik in deinen Ohren klingt, Dir zuflüstert, dass sie Dich liebt.
Leider war es Dir nicht vergönnt.
Wie so häufig in deinem Leben.
Du warst einsam und alleine, in einer sterilen, fremden Umgebung, in der kein Platz für Liebe ist, und in der dein Leben trostlos endete.
Rosi und ich hoffen, dass Du wenigstens auf der anderen Seite, voller Liebe und Wärme empfangen wurdest, die Du so vermisst hast in deinem Leben.
Ciao Andreas, und Danke, dass Du da warst.
Rosi und Stefan am 17.07.2021
Wer sich für seine Gedichte interessiert, kann hier fündig werden: Gedichte
Hier seine Youtube Playlist: Playlist
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Created: 15.07.2021,
Created by Stefan Stuempel
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