Meine liebe Jutta,
heute ist es schon genau 1 Monat her dass Du gegangen bist, es war ein Schock für mich!
Deshalb kann ich auch erst heute meine Gedanken niederschreiben:
Du warst 28 Jahre lang meine Freundin, warst wie eine Schwester für mich und gehörtest auch voll und ganz zu meiner Familie. Was haben wir nicht alles gemeinsam erlebt... viele Hürden überwunden und viele schöne gemeinsame Erlebnisse gehabt. Wir haben fast immer in einer WG gelebt, am Anfang mit meinem Sohn. für 3 Jahre hatten wir getrennte Wohnungen aber im gleichen Haus - übereinander. Weil wir eh immer zusammen hockten sind wir dann doch wieder gemeinsam in eine große Wohnung gezogen. Als ich meinen Mann kennenlernte und zu ihm zog, nahm ich Dich einfach mit. Du konntest in Dein eigenes Reich in unserem Haus ziehen.
Aber schon 2009 begann Dein Leidensweg.... Herzinfarkt im Juni.... und seitdem warst Du krank und nie wurde es besser. Stents und wieder Stents, die Leber spielte verrückt und viele andere Diagnosen kamen im Laufe der Jahre hinzu. Dann kam der November 2017. Ich bemerkte dass Du wieder Wasser im Körper einlagertest und brachte Dich in die Klinik. Mittlerweile war aber Deine Herzleistung so gering dass Stents nicht mehr halfen. 3 Beipässe sollten gelegt werden. Ich sprach Dir gut zu und rechnete aus, dass Du dann Weihnachten wieder zu Hause sein konntest.
Du warst nie wieder hier in Deinem Zuhause.... die Beipässe reichten nicht aus und Dir wurde sofort in einer Anschluss-Op ein Linksherzunterstützungssystem - das sogenannte Kunstherz eingesetzt. 9 Tage lagst Du im Koma, jeden Tag war ich bei Dir.... endlich am 10. Tag wurdest Du wach, trotzdem musstest Du noch wochenlang auf Intensivstation bleiben. Was musstest Du alles erdulden... Blutwäsche, Bluttransfusionen, tausende Schläuche in Dir... Als Du endlich auf die normale Herzstation kamst musstest Du dennoch ständig überwacht werden. Nach wochenlangem Liegen musstest Du das Laufen neu lernen. Lernen mit Deinem Kunstherzen zu leben, es immer als Tasche bei Dir zu tragen, die Akkus zu wechseln und vieles mehr. Als es endlich vorwärts zu gehen schien, bist Du an Deinem Rollator gestürzt.... Kreuzbeinbruch.... wieder 2 Wochen liegen... wieder von vorn anfangen. Dann bist Du aus dem Bett gefallen.... wieder alles von vorn... Nach 3 Monaten endlich war es soweit dass Du auf Reha gehen konntest. Die ganzen Monate war ich fast täglich bei Dir... und auch in der Reha war ich jeden Tag da.... Es begann so hoffnungsvoll.... aber dann.... nach 2 Wochen der 1. Schlaganfall.... innerhalb von 3 Wochen bekamst Du insgesamt 5 Schlaganfälle.... jeder war schwerer als der vorangegangene.... Du bekamst Schluckstörungen, Aphasie, Sprachstörungen.... ich war täglich bei Dir, habe mit Dir geübt, habe mit Dir gegessen, Dich gewaschen und ins Bett gebracht...
Dann kam der 26. 3.2018.... als ich Dein Zimmer betrat sah ich nur noch ein Häufchen Elend im Rollstuhl sitzen... Dein Gehirn war zu 95 % zerstört, schlucken konntest Du nicht mehr ohne die Nahrung in die Lunge zu bekommen.... In einer gemeinsamen Besprechung mit Deinen Ärzten mussten wir am 27.3. die Entscheidung treffen, Dich gehen zu lassen.... In diesem Zustand hättest Du nicht leben wollen.... Du wolltest keine künstliche Ernährung wenn keine Hoffnung auf Besserung bestehen würde.... ich musste für Dich entscheiden denn Du hattest Dein Leben in meine Hände gelegt....
Unter unendlichen Tränen habe ich zugestimmt, dass Du ab sofort in die Palliativbehandlung kommen solltest... mir wurde schlagartig bewusst, dass Du sterben würdest.... Die Ärzte gaben Dir ca. 4 - 7 Tage.... ich dachte diese Zeit wird mir reichen um mich von Dir zu verabschieden.... jeden Tag ein bisschen mehr und die letzten Nächte wollte ich bei Dir bleiben.... Als ich in Dein Zimmer zurück kam waren die Pfleger schon dabei, Dich palliativ zu versorgen. Dann waren wir Beide allein.... Ich setzte mich zu Dir und erzählte Dir, dass ich die Entscheidung in Deinem Sinne getroffen hatte und ich Dich solange wie möglich begleiten würde. Ich erzählte von unseren Urlauben, was wir für Spaß hatten zusammen und wie gern und oft wir gelacht hatten. Und dazwischen immer wieder meine Tränen und die Frage: WARUM nur..... warum musstest Du so schwere Schlaganfälle kriegen die Dir das Weiterleben unmöglich machten sollten... ich hatte schon ein Pflegebett bestellt, war entschlossen Dich zu Hause zu pflegen.... Du konntest mir keine Antwort mehr geben und so bat ich Dich meine Hand zu drücken wenn Du weißt dass ich da bin... und Du hast meine Hand gedrückt, jeden Finger einzeln habe ich gespürt... und dann nahmst Du die andere Hand und hast die meine gestreichelt..... ich konnte nicht wissen dass es Dein Abschied und Dankeschön an mich sein sollte....
An diesem Tag musste ich eher gehen weil ich noch einen geschäftlichen Termin hatte.... ich sagte Dir dass ich am nächsten Tag eher kommen würde und länger bei Dir bliebe. Nach einem Kuss auf Deine Stirn ging ich.... es sollte das letzte Mal sein, dass ich dich lebend sah....
Kurz nach 22.30 Uhr klingelte mein Telefon und die Ärztin sagte mir dass Du eingeschlafen bist... ich war so schockiert dass ich gar nicht sprechen konnte.... und dann sagte ich nur - wieso denn heute schon..... Ich bin sofort wieder in die Reha... und da lagst Du.... stumm...leblos....
Ich konnte es nicht fassen, es war furchtbar weil ich nicht die Zeit hatte die ich haben wollte um mich von Dir zu verabschieden... bis 2 Uhr nachts war ich an Deinem Bett gesessen.... hab mit Dir gesprochen und um Dich geweint.... WARUM....dann bin ich gegangen
Ich war nicht nur Deine Freundin, ich war auch Deine Bestatterin und so holte ich Dich mit Helmut in der Früh um halb 7 ab und brachte Dich noch einmal nach Hause.... Du wolltest immer nach Hause....
Danny und ich waren dann auch bei Deiner Kremation dabei, wir haben Dich auf dem letzten Weg begleitet soweit wir es konnten.... es gab Dich nicht mehr.... jetzt war ich allein denn meine Schwester war unterwegs in eine andere Welt....
Am 21.4.2018 hast Du Deine letzte Ruhestätte in unserem Familiengrab gefunden, so wie wir es besprochen hatten... Ich habe "Dein" Lied gespielt: "Ein Abschied..." und "A mol sehn ma uns wieder"...., wie Du es gewollt hast. Zu Deiner Urnenbeisetzung war meine komplette Familie anwesend, 4 ehemalige Kolleginnen, alle Deine Cousinen und Cousins, Nachbarn und Ulrike hat die Trauerrede für Dich gehalten. Du hättest Dich gefreut wie viele Menschen mit Dir den letzten Weg gegangen sind....
Für mich war das nach den Beisetzungen meiner Eltern der schlimmste Tag in meinem bisherigen Leben... In dem Grab, das wir Beide immer zusammen bepflanzt und gepflegt hatten, bist nun auch Du....Nie wieder werden wir gemeinsam dort stehen....
Nie wieder.... ein schrecklicher Gedanke für mich.... nie wieder mit Dir Kaffee trinken, kochen, labern, lachen oder weinen.... nie wieder kommst Du von unten die Treppe zu uns hoch... nie wieder sitzen wir gemeinsam auf der Terrasse oder im Garten auf der Schaukel.... Du bist gegangen und ich bin zurückgeblieben..... kein Tag vergeht ohne dass ich voller Traurigkeit an Dich denke....
Was bleibt sind Erinnerungen an 28 gemeinsame Jahre, an viele schöne aber auch traurige Erlebnisse....Ich werde Dich immer in liebevoller Erinnerung behalten denn Du bist ein Teil von mir gewesen.... Du fehlst mir hier unendlich mein Juttchen.... Ich möchte Dir noch sagen, dass Du Dir um Mausi keine Sorgen machen musst, sie bleibt bei uns und gehörte ja eh schon zu unserer Familie.... Und Du sollst auch wissen, dass Dir Tamaya bald folgen wird, sie ist sehr krank und hat nur noch wenige Stunden, vielleicht 1 oder 2 Tage zu leben... sie kämpft wie eine Löwin aber sie wird den Kampf verlieren... damit geht wieder ein Teil von mir.... ich bin unendlich traurig.... bitte nimm sie in Empfang wenn sie kommt....
Irgendwann sehn auch wir uns wieder mein Juttchen.... bis dahin pass gut auf uns auf... bitte grüß Mama, Papa meinen Onkel und die Tante von mir.... sie hat Dich sicher schon erwartet....
Machs gut Jutta.... Du wirst immer einen Platz in meinem Herzen haben!!!
Deine Petra
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Created: 03.04.2018,
Created by Petra Hirsch
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